Im Test: 17 deutschsprachige, offen zugängliche Apps – 8 für Android und 9 für iOS –, die anhand von Fotos Hautveränderungen medizinisch einschätzen und zuletzt 2020 oder später aktualisiert wurden. Waren verschiedene an die Wartezeit gekoppelte Kostenmodelle verfügbar, wählten wir ein mit den anderen Apps vergleichbares Preisniveau (Stand: Mai 2022).
Untersuchungen
Für die Einschätzung der Hautveränderung fotografierten wir mit den Apps 24 Menschen mit einer dieser zehn Hautveränderungen:
- je drei Personen mit Muttermal (Nävus), Altersfleck (Lentigo senilis), weißer Hautkrebs (Basalzellkarzinom) und schwarzer Hautkrebs (Melanom), Schuppenflechte (Psoriasis), Gürtelrose (Herpes Zoster) und Akne (Acne vulgaris) sowie
- je eine Person mit Narbe (Keloid), Krampfader (Varize) und chronische Insektenstichreaktion (Histiozytom).
Betriebssystem
War davon auszugehen, dass die Beurteilung unabhängig vom verwendeten Betriebssystem erfolgt, verwendeten wir für die Testfälle die Android-App. Bei SkinScreener konnten wir einen Einfluss des Betriebssystems nicht ausschließen und prüften daher mit der Android- und iOS-App. Alle anderen Prüfungen fanden vollumfänglich mit beiden Apps statt. iDoc24 war nur für iOS verfügbar. Als Testgeräte verwendeten wir die Smartphones Samsung Galaxy S21 5G und Apple iPhone 13.
Datenerhebung
Die Datenerhebung lief von August bis Oktober 2022. Im September 2022 und im November 2022 fragten wir die Anbieter nach wissenschaftlichen Diagnostikstudien, die die Treffsicherheit ihrer Apps belegen, beziehungsweise zur Qualifizierung der Beurteilenden und etwaigen weiteren Maßnahmen des Qualitätsmanagements. Außerdem recherchierten wir selbst nach bereits veröffentlichten Studien zur Treffsicherheit.
So haben wir die Prüfpunkte gewichtet:
Einschätzung der Hautveränderung: 50%
Die Richtigkeit der Beurteilungen überprüfte ein medizinisches Gutachter-Team: Es erstellte Referenzdiagnosen durch eine klinische und dermatoskopische Untersuchung für die Hautveränderungen der 24 Personen. Zusätzlich wurden für die Referenzdiagnosen feingewebliche Untersuchungen (Histopathologie) und Laboranalysen (zum Beispiel PCR-Virus-Nachweis bei Gürtelrose) durchgeführt. Von den Apps, die sich auf die Erkennung von Hautkrebs spezialisiert haben, erwarteten wir, dass sie die Testfälle richtig in Bezug auf das Hautkrebs-Risiko einschätzten.
Wir bewerteten die mittlere Wartezeit von der Anfrage bis zum Eintreffen der Beurteilung. Ein medizinischer Gutachter prüfte die Kommunikation zum Ergebnis etwa auf Angemessenheit, Tiefe und Verständlichkeit. Für Hintergrundinformationen prüfte er die in den Apps enthaltenen medizinischen Informationen und wie transparent der Anbieter etwa sich selbst, den Beurteilungsprozess oder verwendete Quellen darstellt. Die belegte Treffsicherheit des Algorithmus bestimmte er anhand der Qualität und Aussage der von ihm recherchierten sowie vom Anbieter vorgelegten Studien.
Fotoaufnahme und -management: 15%
Wir bewerteten etwa Hilfen zur Anfertigung der Fotos, ob Fokus und Blitz genutzt werden können, wie die fotografierten Hautstellen begleitend zu beschreiben sind, ob sich Fotos aus der Bildergalerie hochladen lassen oder die App eine eigene Galerie hat.
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Handhabung: 20%
Wir beurteilten etwa Ersteinrichtung und laufenden Betrieb, wie einfach die Navigation in der App gelingt, Unterstützungen wie Kontaktmöglichkeiten zum Anbieter, potenzielle Ablenkungen durch Bewertungsaufforderungen und Werbung sowie die Abrechnung der Kosten. Subjektive Prüfungen nahmen drei Expertinnen für Servicequalität vor.
Basisschutz persönlicher Daten: 15%
Beim Prüfpunkt Sparsames Erheben von Nutzerdaten bewerteten wir, welche Daten etwa bei der Registrierung erfasst werden. Zudem protokollierten wir per Man-in-the-middle-Attacke den Datenverkehr zwischen der App und dem Anbieter, entschlüsselten den Datenstrom, wenn möglich, und prüften, ob er für die Funktion der App unnötige personenbezogene Daten enthält.
Bei Schutz von Nutzerkonto und Datenübertragung bewerteten wir unter anderem die Passwortpolitik, Schutz gegen häufige Anmeldeversuche und die Transportverschlüsselung. Ein Jurist suchte nach Mängeln in der Datenschutzerklärung, etwa unzureichende Informationen.
Mängel in den AGB (allgemeine Geschäftsbedingungen): 0%
Der Jurist prüfte die allgemeinen Geschäftsbedingungen auf unzulässige Klauseln, die Verbraucher benachteiligen.
Weitere Untersuchungen
Um die Einschätzung der Hautveränderung bei einem eher günstigen Smartphone zu beurteilen, verwendeten wir bei acht weiteren Testfällen ein alternatives Android-Gerät mit mäßiger Kameraqualität (Gigaset GS195). SkinScreener war damit nicht kompatibel. Mit SkinVision scheiterten deutlich mehr Aufnahmeversuche als mit dem Smartphone mit guter Kameraqualität (Samsung Galaxy S21 5G). Bei den anderen Apps stellten wir kaum Unterschiede fest.
Abwertungen
Abwertungen führen dazu, dass sich Produktmängel verstärkt auf übergeordnete Urteile auswirken. Sie sind mit einem Sternchen *) gekennzeichnet. Folgende Abwertungen haben wir eingesetzt:
Das test-Qualitätsurteil konnte nicht besser sein als das Urteil für die Einschätzung der Hautveränderung. Letzteres konnte nicht besser sein als das Urteil für Richtigkeit der Beurteilungen. Lautete das Urteil Wartezeit oder das Urteil Belegte Treffsicherheit des Algorithmus Mangelhaft, werteten wir die Einschätzung der Hautveränderung um eine Note ab. Hatte die Datenschutzerklärung deutliche Mängel, konnte das Urteil Basisschutz persönlicher Daten nicht besser sein als Befriedigend (3,5). Bei sehr deutlichen Mängeln in den AGB werteten wir das test-Qualitätsurteil um 0,5 Noten ab, bei deutlichen Mängeln um 0,3 Noten.